Mittwoch, 18. März 2020

GRINDHOUSE LOUNGE: Riffs 3 - Die Ratten von Manhattan




(OT: Rats – Notte di terrore AKA: Rats – Les Nights of Terror, Mutants de la 2eme humanité / Frankreich, Italien / 1984)

Ende und aus die Maus!
Ein Atomkrieg hat die Menschheit zum größten Teil ausgelöscht und den Planeten Erde nahezu unbewohnbar gemacht.
Einzig eine Bande motorisierter Rocker scheint die Resistenz von Kakerlaken zu besitzen und streift, gesund und munter, auf der Suche nach Nahrung und einer neuen Heimat durch die Ruinen der alten Welt.
Fündig werden sie schließlich in Manhattan, wo gewiefte (und durch Abwesenheit glänzende) Wissenschaftler unter einer unscheinbaren Bar ein Doomsday-sicheres Gewächshaus, samt Frischwasseranlage errichtet haben.
Blöd nur, dass die verlassene Anlage bereits von blutdürstigen Ratten bewohnt wird, und diese die menschlichen Eindringlinge sofort auf ihren Speiseplan setzen.



Zunächst einmal sei gleich gesagt, dass der hier besprochene Endzeit-Horror-Humbug, bis auf eine Bande versifft-verblödeter Rocker (die alle so tolle Namen tragen, wie King, Video und Lucifer) als Protagonisten, rein gar nichts mit den kultigen Rabauken-Exploitationern von Enzo G. Castellari zu tun hat.
Lediglich der deutsche Verleiher Alemania, der bereits „Riffs 1 & 2“ ausgewertet hatte, hielt es für einen cleveren Schachzug  „Rats – Nights of Terror“ als „Riffs 3“ zu vermarkten, was übrigens vor allen Dingen kuriose Auswirkungen auf den deutschen Trailer hatte, in dem versucht wurde zu vertuschen, dass es um Killer-Ratten geht (die Nager werden praktisch nicht gezeigt) und einige eigens dafür synchronisierte Dialogzeilen eingebaut wurden, in denen sich die Rocker als “Die Riffs” bezeichnen; was in der finalen deutschen Synchronfassung keineswegs der Fall ist.


Ob das nun tatsächlich eine gute Entscheidung war, liegt letztlich im Auge des Betrachters.
Selbiges gilt für die Werke von Regisseur Bruno Mattei -, der solche Trash-Kracher wie „Hölle der lebenden Toten“, oder „Roboman“ auf die Zuschauerschaft losgelassen hat,- um die man entweder einen weiten Bogen macht, oder nach ihnen (sofern man ein Herz für radioaktiven Restschrott hat) schon zehn Meter gegen den Wind die Witterung aufnimmt.


„Riffs III“ bildet da keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil!
Kommt zu Mattei´s kompetenzfreier Regie noch der Umstand hinzu, dass das Drehbuch von Claudio Fragasso („Troll 2“, „After Death“) verbrochen wurde und dieser auch noch als Co-Regisseur aushalf. Hier hat also ein Blinder den Anderen geführt.
Was dabei herauskam, ist ein Trash-Hammer, der Seinesgleichen sucht und unter normaler Betrachtungsweise (also nüchtern) kaum zu ertragen ist.
Oder anders gesagt: Der preisgünstige Italo-Schinken ist so unsäglich blöde, wie Schiffer-Scheiße!
Ernsthaft, Spuren von intelligenten Leben sucht man hier vergebens.
Davon mal abgesehen, dass die Rattenattacken absolut lächerlich inszeniert wurden (über die Darsteller wurden einfach körbeweise Ratten geschüttet) und der allgemeine Härtegrad (von ein paar netten Ausnahmen, wie der Rucksack-Szene, abgesehen) eher bescheiden ausfällt, nerven die Protagonisten (Mattei typisch) mit ständigen, teilweise aus dem nichts kommenden hysterischen Anfällen und absurd bescheuerte Handlungsweisen.
Wie etwa ein Fenster zu zunageln, damit die Ratten nicht reinkommen; nur um dann im nächsten Augenblick die Barrikade mit einem Schuss aus der Schrotflinte zu Kleinholz zu verarbeiten, weil sich ja Ratten dahinter befinden.


Ganz großes Tennis ist auch die Szene, in der sich ein paar Ratten an einen der Helden festklammern und dieser schon nach wenigen Kratzern um den Erlösungs-Tot bettelt.
Der noch heldenhaftere Anführer zeigt natürlich Gnade und verwandelt den Mann kurzerhand unter Gebrauch des Flammenwerfers in eine durch die Kulissen tanzende, menschliche Fackel. Nicht, dass man den armen Kerl hätte einfach erschießen, oder (noch besser) die paar Ratten abzupfen und ein Bisschen Jod auf die Wunden auftragen können.


Da hilft es auch nicht, dass die debilen Pfeifenköpfe, von eigentlich ganz brauchbaren Italo-Recken, wie Gianni Franco („Atlantis Inferno“, „Wax Mask“ u.v.m.) und Massimo Vanni („Metropolis 2000“, „Tag der Cobra“ u.v.m.) verkörpert werden; wenn diese sich vor der (für so einen Schrott eigentlich viel zu gut geführten) Kamera durchweg zum Affen machen müssen.
Immerhin: Langeweile kommt während „Rats – Nights of Terror“ nur selten auf und wenn man geschmackstechnisch etwas falsch gepolt ist und Sinn für tonnenweise unfreiwilligen Humor hat, wird man an dieser unsäglichen Trash-Biowaffe, vom dusseligen Anfang bis zum genial hirnverbrannten Endtwist, seine helle Freude haben.
Wo sonst bekommt man denn auch Ratten-Zombies (eigentlich ja Ratten im Mensch-Anzug) zu sehen?


ZUSAMMENGEFASST:
Hirnverbrannter Italo-Trash-Heuler für hartgesottene Scheisefilm-Feischmecker.
Ein echter Bruano Mattei eben. So mies und dämlich, dass es schon wieder genial ist.

Freigabe und Zensurhintergrund:
Im Kino und auf VHS noch um etwas Handlung gekürzt, erschien auf DVD die gänzlich unzensierte Fassung mit FSK:ab18-Freigabe. Sowohl VHS als auch DVD waren bis 2009 indiziert. 


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