Mittwoch, 18. März 2020

EXTREME CINEMA: Die Horde - Die Jagd hat begonnen



(OT: The Horde / USA 2016)

Das hat sich der gute John doch etwas anders vorgestellt.
Wollte der ehemalige Elite-Soldat seiner Verlobten Selina doch eigentlich, bei einem schönen, zweisamen Wochenende im Grünen, einen Heiratsantrag machen.
Blöd nur, dass Selina gerade an diesem Wochenende eine Naturfotografie-Exkursion mit ihren Studenten geplant hat und die nervigen Teens jeden Anflug von Romantik im Keim ersticken.
Noch blöder ist, dass der gewählte Ausflugsort an einem beschaulichen See mitten in der Wildnis, das Jagdrevier einer Horde verstrahlter Hinterwäldlern ist, die alsbald, unter Führung einiger entlaufener Strafgefangener, das Camp überfallen und alle verschleppen; damit die Frauen als Brüter und die Jungs als Fleischreserve herhalten können.
…Doch, ganz schön blöd für die bösen Buben ist: John ist eine bestens ausgebildete Kampfmaschine und räumt gnadenlos mit den Inzucht-Kannibalen auf.






Ay, da kommen gleich nostalgische Erinnerungen, an die Videotheken-Ära auf; wo sich zwischen den ganzen Blockbustern und Geheimtipps immer wieder ein paar am Fließband heruntergekurbelte Schundfilmchen fanden, mit denen findige Produzenten das schnelle Geld machen wollten, indem sie aktuelle Hits dummdreist kopierten.  Sei es der x-te Rambo-Rip-Off a la „Sneak Eater“ und „Thunder“; der obligatorische Stirb-Langsam-Klon vom Format einer „Demolishen High“, eines „Deadly Takeover“, oder „Skyscraper“; und natürlich auch das immer wieder kommende Kettensägen Massaker in Gestalt eines „Slaughterhouse“, oder „Motel Hell“ und… und… und…
Schaut man sich „The Horde“ von 2016 an, so fühlt man sich gleich ein kleines Stück in diese glorreiche Ära zurück versetzt, denn auch der von „The Asylums“ Haus-und-Hof-Regisseur Jared Cohen („Born Bad“, „Hold your Breath“ u.v.m) billig, aber kompetent inszenierte Horroractioner besitz ungefähr so viel Eigenständigkeit, wie ein Bandwurm und klaut sich seine Ideen zusammen, wo er nur kann.




Sei es „John Rambo“, „The Marine“, „Wrong Turn“, The Hills have Eyes“, oder „Blutgericht in Texas“; Drehbuchautor und Hauptdarsteller Paul Logan hat sie alle, mit einem Notizblock in den schwieligen Händen, gesehen, sich die besten Sachen rausgepickt und sie, rund um einen simplen Einer-Gegen-alle-Plot, zu einer überraschend stimmigen Klischee-Kollage zusammengefügt.
Und ja, die macht dann auch auf primitiv hohle Weise ganz schön Spaß; wenn man sein Gehirn vorher ins Bierfach gestellt hat. Gilt es doch, besonders im ersten Drittel, so manchen idiotischen Dialog und die nervigen Kids zu überstehen.
Ist das übliche Vorgeplänkel überstanden, geht aber ordentlich die Post ab und der Zuschauer befindet sich plötzlich in den 80ern, irgendwo zwischen beinharten Backwood-Horror und herrlichst reaktionärer und schön stumpfer Einzelkämpfer-Action; bei der keine Gefangenen gemacht werden und Discount-Rambo John seine zahlreichen Gegner zu heroischen Heavy-Metal-Musik nach allen Regeln der Kunst (inklusive Dschungelfallen!) dezimiert.



Dabei geht es dann auch erstaunlich derbe, blutig und leichenreich zur Sache; was neben den üblichen  Hack- and Slash-Einlagen, auch Folter und eine Vergewaltigung einschließt. Das Meiste dann zwar grobschlächtig, aber immerhin von Hand getrickst.
Erstaunlich ist auch die Besetzung der Bösewichte, konnte man doch neben den B-Movie-Ikonen Bill Moseley („Haus der 1000 Leichen“, „The Texas Chainsaw Massacre 2“ u.v.m) und Venon Wells („Phantom Commando“, „T-Force“ u.v.m.), auch Costas Mandylor („SAW 4- 7“, „Blood Trap“ u.v.m.), Nestor Serrano („The Day after Tomorrorow“, „Clinical“ u.v.m.) und Mathew Willing („Wild Card“, „Bounty Killer“u.v.m.) gewinnen.
Und sogar Don „The Dragon“ Willson („Bloodfist“, „Terminal Rush“) gibt einen Cameo als Kriegsveteran; was ein kaum deutlicherer Wink sein könnte, um zu zeigen, dass der Film auch als Hommage an das B-Actionkino der 80er gemeint ist.
Dagegen kann der Rest des Casts natürlich nur abstinken. Wobei man sagen muss, dass Paul Logan („Mega Piranha“, „Cobragator“ u.v.m.), der sich seine Rolle auf den Leib geschrieben hat, mit dem Charme eines Dreikörnerecks einen soliden C-Actionheld abgibt und die Mädels -, darunter Sydney Sweeney („Sharp Objects“, „The Handmaids Tale“  u.v.m.) und Tiffany Brouwer („Beyond White Space“, „Acts of Violence“ u.v.m.),- verdammt heiße Schnittchen sind.
Inszenatorisch gibt es auch kaum was zu meckern; auch wenn man den Film seine niedriges Budget oft ansieht, ein paar miese CGI-Explosionen das sonst ordentliche Gesamtbild trüben und der Look etwas zu sauber ist.
Ein auf alt getrimmter Grindhouse-Look hätte hier wie die Faust aufs Auge gepasst.


Zusammengefasst:
Hohl, zusammengeklaut, billig und trotzdem gut.
„The Horde“ ist zugleich feiner Trash-Kracher und B-Movie-Hommage; mit reichlich Tempo, Action und hohem Härtegrad; die bei einer Laufzeit von knapp über 80 Minuten auch kaum Platz für Langeweile lässt.
Leckeres Fast-Food, das man am besten mit ein paar Bierchen genießen sollte.

Freigabe/Zensurhintergrund:
Die FSK hatte offenbar einen guten Tag und gab „The Horde“ unzensiert die 18er-Freigabe.
So erschien der Film dann auch auf DVD und Blu Ray in Deutschland.


DIE HORDE ungeschnitten bei AMAZON kaufe (Affiliate Link)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen