Montag, 16. März 2020

GRINDHOUSE LOUNGE: Mörderischer Tausch



USA – 1996
Deutscher Titel: Mörderischer Tausch

Nach einem vermasselten Einsatz und von der Regierung fallen gelassen, gammelt der Söldner Jonathan Shale zunächst bei seiner Freundin Jane herum und wartet darauf, dass sich eine Möglichkeit ergibt seine “speziellen Fähigkeiten” wieder gewinnbringend einsetzen zu können. 
Diese kommt schneller als erwartet: Denn als Jane, die als Lehrerin an eine Problemschule tätig ist und sich dort mit einem Gangmitglied angelegt hat, auf offener Straße angegriffen und verletzt wird, sint Jonathan nicht nur nach Rache, sondern wittert auch die Möglichkeit die örtlichen Drogendealer um ihre Kohle zu erleichtern.
So trommelt er sein altes Team zusammen und schleust sich als Aushilfslehrer in die Bildungseinrichtung ein. 
Und schon bald lernen die vorlauten Agro-Kids dort das Fürchten. Denn Mangelnde pädagogische Kenntnisse werden bei dem Vietnam-Veteran einfach durch grobe Schleifer-Manieren und körperliche Züchtigung kompensiert.





Ja, in den Spätneunzigern waren “Schulfilme” in Hollywood irgendwie in Mode.
So durfte 1995 Michelle Pfeiffer in “Dangerous Minds” zu den Klängen von Coolio´s “Gangster Paradise” der Ghetto-Version vom “Club der Toten Dichter” beiwohnen, während 1997 Samuel L. Jackson in “187” den Alptraum von “Die Klasse von 1984” in einer modernisiert-ambitionierten Version miterlebte und daran zerbrach.
Und dazwischen gab es 1996 den hier besprochenen “The Substitute” (englisch für Ersatz, bzw. auch Aushilfe), der sich, Abseits von naiven Hollywood-Kitsch, Sozial- und Schulsystemkritik, vor allen Dingen auf Eines konzentriert: Reine kompromiss- und schnörkellose Action(thriller)unterhaltung.  
Wobei man hier, dem von Robert Mandel (“Carrie 2 - Die Rache”, “FX - Tödliche Tricks” u.v.m.) ansonste sehr ordentlich inszenierten Thriller aber gleich mal ein paar Punkte in der Gesamtnote abziehen muss, den Actiontechnisch lässt es “Mörderischer Tausch” erst im großen Finale so richtig krachen. Bis dahin gibt es allenfalls kleine Shotouts, einen Auto Stunt und etwas Dresche, dazwischen konzentriert sich die Handlung hauptsächlich auf Ermittlungen des Söldners Shale und seinen etwas speziellen Umgang mit den Schülern.
Letzteres folgt übrigens strikt den Klischees des Schulfilms, indem es auch bei dem beinharten Schleifer einen weichen Kern gegenüber seinen Problemkids andeutet, kann aber auch zu keinem Augenblick verheimlichen, dass das Thema purer Aufhänger ist, weshalb hier auf keine Läuterung der gegensätzlichen Parteien stattfindet, und die gröbsten Unruhestifter letzten Endes krachend von der Schule direkt in die Leichenhalle verwiesen werden.
Beides Macht aber Nichts, was sowohl an der abwechslungsreich und kurzweilig geratenen Handlung liegt -, die sich Gott sei Dank nicht ernster nimmt als sie muß, kleine Wendungen bereit hält und gelegentlich auch etwas Humor einstreut (wenn Shale, etwa einige seine Kontrahenten reihenweise aus dem Fenster entsorgt),- aber auch an dem sehr ordentlichen und sichtlich gut aufgelegten Cast liegt.
Während Tom Berenger (“Sniper”, “Tod im Spiegel” u.v.m.) routiniert seine Paraderolle als knallharter Militär durchzieht und Ernie Hudson (“Ghostbusters”, “Kick Fire - Ohne jede Vorwarnung” u.v.m.) charismatisch den zwielichtigen Schuldirektor gibt, zeigt besonders William Forsythe (“Stone Cold”, “Deadly Revenge” u.v.m.), als ambivalenter, aber sympathischer Unruhestifter innerhalb von Shales Söldnertruppe viel Spielfreude. 
Des Weiteren wird der überraschend prominente Cast um einen schön schmierigen Marc Anthony (“Carlitos Way”, “Man unter Feuer” u.v.m.), Raymond Cruz (“Breaking Bad”, “Alien - Die Wiedergeburt” u.v.m.), Richard Brooks (“Shocker”, “The Hidden” u.v.m.), Luis Guzmán (“Boogey Nights”, “Spiel auf Zeit” u.v.m.), Glenn Plummer  (“Showgirls”, “Strange Days” u.v.m.) und Cliff de Young (“Carnosaurus”, “Dr. Giggles” u.v.m) bereichert.    
Sie alle schaffen es den Zuschauer bis zum wuchtigen Showdown bei Laune zu halten. 
Der lässt dann auch gänzlich vergessen, dass es bis dahin eher unspektakulär zuging, wenn das Schulgelände buchstäblich in einen Kriegsschauplatz verwandelt wird und es an allen Enden kracht und der Bodycount plötzlich in die Höhe schießt. 

ZUSAMMENGEFASST:  Ungemein unterhaltsamer, sauber in Szene gesetzter B-Actionthriller im Kino-Format, mit einem toll aufgelegten Cast, der gar nicht erst zu verschleiern versucht, dass die sensible Thematik einzig als Aufhänger für schön reaktionäre und raue Auseinandersetzungen dienen soll. 

Zensurhintergründe
Ungeschnitten mit FSK:ab18 hatte “Mörderischer Tausch” sowohl in den Kinos, auch auf VHS und später auf auf DVD und Blu Ray keine Probleme. Auch eine Indizierung blieb dem Film erspart.
Es gab auf VHS jedoch auch eine stark geschnittene FSK:ab16-Fassung für die Kaufhäuser.
Etwas kurios wurde es 2016 mit der Netflix-Fassung. Diese enthielt zwar einige Schnitte der alten 16er-Fassung, war jedoch im Finale gänz. 




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