Italien /
Jugoslawien / Niederlande / USA – 1989
OT: Beyond the Door III
AKA: „Evil Train“, „Death Train“
Die US-Studentin Beverly
und ein paar ihrer Kommilitonen sind auf einer Exkursion nach Jugoslawien, ohne
zu ahnen, dass Diese von einem Satanskult organisiert wurde und einzig dem
Zweck dienen soll, die jungfräuliche Außenseiterin als Braut dem Teufel zuzuführen.
Doch schon in der ersten
Nacht, in einem ebenso abgelegenen, wie (geistig) zurückgebliebenen Dorf, wird
allen schnell klar, dass hier Etwas im Argen liegt. Versuchen die grimmigen
Dorfbewohner die Studenten doch in ihren Schlafbaracken bei lebendigem Leibe
abzufackeln.
Zwar gelingt dem Großteil
der Gruppe die Flucht in einen vorbeifahrenden Zug, doch damit geht der Terror
erst richtig los.
Denn der Teufel höchstpersönlich nimmt
Besitz von dem Zug und startet eine wilde Amokfahrt durch das osteuropäische
Hinterland.
Liebe
Zuschauer und Geschworenen!
Heute in
unseren Grindhouse-Lounge-Debattierclub:
Der Pro-Port
und der Kontra-Port, die sich über die Daseinsberechtigung
von “Amok
Train” streiten.
Also lehnen Sie
sich zurück und genießen die Show.
Kontra:
Wieder ein günstiger Spaghetti-Flick aus den spät 80ern,
einer Zeit in der die italienische Filmindustrie bereits aus dem letzten Loch
pfiff.
Und dann auch noch von niemand Geringeren als Ovidio G.
Assonitis produziert, der dafür berüchtigt war seinem Publikum so Grütze, wie
“The Curse 2”, “Madhouse”, oder “Piranha 2” vorzusetzen!
Pro:
Drei Titel bei denen jeder Trash-Enthusiast vor
Verlockung sofort mit den ungeschwaschenen Ohren zu schlackern beginnt.
Genauso wie bei der hier vorliegenden
italienisch-amerikanisch-jugoslawisch-niederländischen Co-Produktion, die der
bald darauf in der Versenkung verschwundene Jeff Kwitney (“Iced - Der Tod auf
Skiern”, “White Cobra Express” und “Ihr Gewissen”) mit doch offensichtlich
brauchbaren Budget inszenieren durfte.
Denn hier wird nicht etwa, wie zum Beispiel in “Monster
im Nachtexpress”, oder “Train”, einfach nur Amok auf einem Zug gelaufen. NEIN!
Hier läuft allen Ernstes der gesamte Zug, besessen vom Fürsten der Hölle
höchstpersönlich, Amok und legt die jugoslawische Backwoods in Schutt und
Asche. Sozusagen “Runaway Train” mit Satan am Steuer.
Und wenn diese Prämissen nicht auf Zelluloid gebannten
Wahnsinn verspricht, was dann?
Kontra:
Wahnsinn ist ein gutes Stichwort, denn ansatzweise Sinn ergibt
der krude und zugleich doch bierernste Mix aus Okkult-, Spuk-, Fantasy- und
Katastrophenfilm nicht. Logik ist hier Mangelware.
Pro:
Scheiß auf Sinn und Logik! Würde sich “Amok Train” darum
scheren, wäre die Angelegenheit nur halb so lustig.
Und dass der Film sich nicht mal ansatzweise so ernst
nimmt, wie es die doch so düstere und ernste Atmosphäre vorgaukeln will, merkt
man spätestens, wenn der Zug sich auch von den Schienen löst, querfeldein
brettert und, zu den Klängen von Wagners „Walkürenritt“, ein Ruderboot(!) auf
einem See(!) jagt. Ganz großes Hirnwichse-Kino°
Kontra:
Ja, solche Schauwerte, wie die deutlich als solche erkennbare
Modeleisenbahn, die immer zum Einsatz kommt, wenn die Action mal etwas
explosiver (sprich: teurer) wird.
Pro:
Miniatureffekte waren eine
legitime und zudem charmante Tricktechnik in den 80er. Selbst wenn man sie auch
als solche erkennen konnte.
Himmel Herrgott. Für
Kult-Regisseur Antonio Margheriti („Jäger der Apokalypse“, „Das Alien aus der
Tiefe“ u.v.m.) zum Beispiel, waren sie sogar ein echtes Markenzeichen. Da hat
sich niemand daran gestört.
Zudem kann man über den
Rest der Inszenierung nicht allzu viel meckern. Es wurde ja auch mit und auf
einem echten Zug gedreht.
Und auch sonst ist Alles sehr
ordentlich geraten. Es gibt viele stimmige Bilder und Alles wirkt oft deutlich
aufwändiger und teurer, als es das wahrscheinlich war.
Kontra:
Ja, Selbstzweck ist ja auch der Kern der Exploitation,
was ja ins Deutsche übersetzt Ausbeutung bedeutet.
Und der Film beutet die Jugoslawen ja richtig schön
geschmacklos in seiner primitiv einseitigen Darstellung als Horrorgestalten
aus.
Hier sind sie alle zahnlose Lumpenhunde und
ungewaschenes, unheimliches Bauernpack.
Pro:
Aber Xenophobie war schon immer ein Stilmittel des
Horrorfilms.
Ob nun die unfreundlichen Eingeborenen in “King Kong”,
mörderische Rednecks in “Beim Sterben ist jeder der Erste” und “Die letzten
Amerikaner”, oder eben rückständige Osteuropäer.
Der Film (nicht nur das Horrorgenre) bediente schon immer
allerlei Ängsten und nutzte sie für seine Zwecke. Das war früher so, ist es heute noch und wird
es in Zukunft sein.
Kontra:
Die Besetzung besteht aus talentfreien Unbekannten und
die Figuren sind absolut profillose Pappkameraden aus der Holzschnittkiste.
Pro:
Na, Bo Svenson (“Thunder”, “Overkill - Durch die Hölle
zur Ewigkeit” u.v.m) ist ja mal ganz sicher kein Unbekannter.
Und das alle Figuren Profillos sind, dürfte in so einem
wüsten Fantasy-Horror-Mischmasch, um einen “vom Satan besessenen Zug”, der
sowieso hauptsächlich auf WTF-Momente und Gekröse setzt, nicht weiter schwer
ins Gewicht fallen.
Zudem sind die darstellerischen Leistungen aller
Beteiligten für einen solchen Italo-Schmodder absolut akzeptabel. Da ist man
aus dieser Zeit und Schublade weit (weit!) Schlimmeres gewohnt.
Kontra:
Die Film-Musik klingt, wie das Konserven-Gedudel aus den
ganzen Filmirage-Schinken.
Und der Film hat rein gar nichts mit “Beyond the Door” 1
& 2 zu tun, obwohl er doch “Beyond the Door 3” im Original heißt.
Pro:
Nein, der Film hat (inhaltlich) nichts mit “Vom Satan
gezeugt” und noch weniger mit “Schock” (wie die Filme auf Deutsch heißen)
gemein; außer vielleicht die Besessenheits-Thematik.
Die “Beyond the Door”-Reihe ist ein reines Titel-Fabrikat
für den US-Markt, wie es seinerzeit üblich war. Da wurden aus italienischen
Filmen Reihen für die USA gebastelt, und aus US-Filmen bastelten sich die
Italiener (und nicht nur die, siehe “Karate Tiger”) ihre Franchises.
Was die Musik betrifft: Ja, stimmt, die klingt
tatsächlich dem Synthie-Score aus “Beyond Darkness”, “Troll 2”, “Killing Bird
Raptors” usw. verdächtig ähnlich. Man muß aber auch sagen, dass der Score
mitunter noch das Beste an diesen Gurken war und auch im Fall von “Amok Train”
zur düsteren Stimmung beiträgt.
ZUSAMMENGEFASST:
Auch wenn der sehr kompetent umgesetzte “Amok Train”
bierernst, finster und blutrünstig daherkommt: ist er vor allen Dingen eines:
Ein grandios behämmerter und total abgefahrener Italo-Trash-Klopper erster
Güte.
Zensurhintergründe:
Der
Film erschien auf VHS minimal geschnitten mit FSK:ab18-Freigabe und landete so
von 1991 bis 2016 auf dem Index (Liste A).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen