Dienstag, 17. März 2020

GRINDHOUSE LOUNGE: Amok Train - Fahrt ins Nichts



Italien / Jugoslawien / Niederlande / USA – 1989
OT: Beyond the Door III
AKA: „Evil Train“, „Death Train“

Die US-Studentin Beverly und ein paar ihrer Kommilitonen sind auf einer Exkursion nach Jugoslawien, ohne zu ahnen, dass Diese von einem Satanskult organisiert wurde und einzig dem Zweck dienen soll, die jungfräuliche Außenseiterin als Braut dem Teufel zuzuführen.
Doch schon in der ersten Nacht, in einem ebenso abgelegenen, wie (geistig) zurückgebliebenen Dorf, wird allen schnell klar, dass hier Etwas im Argen liegt. Versuchen die grimmigen Dorfbewohner die Studenten doch in ihren Schlafbaracken bei lebendigem Leibe abzufackeln.
Zwar gelingt dem Großteil der Gruppe die Flucht in einen vorbeifahrenden Zug, doch damit geht der Terror erst richtig los.

Denn der Teufel höchstpersönlich nimmt Besitz von dem Zug und startet eine wilde Amokfahrt durch das osteuropäische Hinterland. 



Liebe Zuschauer und Geschworenen!
Heute in unseren Grindhouse-Lounge-Debattierclub:
Der Pro-Port und der Kontra-Port, die sich über die Daseinsberechtigung
von “Amok Train” streiten.
Also lehnen Sie sich zurück und genießen die Show.




Kontra:
Wieder ein günstiger Spaghetti-Flick aus den spät 80ern, einer Zeit in der die italienische Filmindustrie bereits aus dem letzten Loch pfiff.
Und dann auch noch von niemand Geringeren als Ovidio G. Assonitis produziert, der dafür berüchtigt war seinem Publikum so Grütze, wie “The Curse 2”, “Madhouse”, oder “Piranha 2” vorzusetzen!

Pro:
Drei Titel bei denen jeder Trash-Enthusiast vor Verlockung sofort mit den ungeschwaschenen Ohren zu schlackern beginnt.
Genauso wie bei der hier vorliegenden italienisch-amerikanisch-jugoslawisch-niederländischen Co-Produktion, die der bald darauf in der Versenkung verschwundene Jeff Kwitney (“Iced - Der Tod auf Skiern”, “White Cobra Express” und “Ihr Gewissen”) mit doch offensichtlich brauchbaren Budget inszenieren durfte.
Denn hier wird nicht etwa, wie zum Beispiel in “Monster im Nachtexpress”, oder “Train”, einfach nur Amok auf einem Zug gelaufen. NEIN! Hier läuft allen Ernstes der gesamte Zug, besessen vom Fürsten der Hölle höchstpersönlich, Amok und legt die jugoslawische Backwoods in Schutt und Asche. Sozusagen “Runaway Train” mit Satan am Steuer.
Und wenn diese Prämissen nicht auf Zelluloid gebannten Wahnsinn verspricht, was dann?


Kontra:
Wahnsinn ist ein gutes Stichwort, denn ansatzweise Sinn ergibt der krude und zugleich doch bierernste Mix aus Okkult-, Spuk-, Fantasy- und Katastrophenfilm nicht. Logik ist hier Mangelware.

Pro:   
Scheiß auf Sinn und Logik! Würde sich “Amok Train” darum scheren, wäre die Angelegenheit nur halb so lustig.
Und dass der Film sich nicht mal ansatzweise so ernst nimmt, wie es die doch so düstere und ernste Atmosphäre vorgaukeln will, merkt man spätestens, wenn der Zug sich auch von den Schienen löst, querfeldein brettert und, zu den Klängen von Wagners „Walkürenritt“, ein Ruderboot(!) auf einem See(!) jagt. Ganz großes Hirnwichse-Kino°
Nein, hier heißt es Augen auf, Verstand aus und die Schauwerte genießen. Denn von denen gibt es mehr als Genug.


Kontra:
Ja, solche Schauwerte, wie die deutlich als solche erkennbare Modeleisenbahn, die immer zum Einsatz kommt, wenn die Action mal etwas explosiver (sprich: teurer) wird.  

Pro:
Miniatureffekte waren eine legitime und zudem charmante Tricktechnik in den 80er. Selbst wenn man sie auch als solche erkennen konnte.
Himmel Herrgott. Für Kult-Regisseur Antonio Margheriti („Jäger der Apokalypse“, „Das Alien aus der Tiefe“ u.v.m.) zum Beispiel, waren sie sogar ein echtes Markenzeichen. Da hat sich niemand daran gestört.
Zudem kann man über den Rest der Inszenierung nicht allzu viel meckern. Es wurde ja auch mit und auf einem echten Zug gedreht.
Und auch sonst ist Alles sehr ordentlich geraten. Es gibt viele stimmige Bilder und Alles wirkt oft deutlich aufwändiger und teurer, als es das wahrscheinlich war.
Zudem meinte ich mit Schauwerten die zahl- und abwechslungsreichen, derben Gore-Szenen -, bei denen nicht nur diverse Amputationen und Enthauptungen vorgenommen werde, sondern auch eine nett-eklige Bodyhorror-Einlage und eine absolut abgefahrene Verbrennung den Bodycount bereichert.  Alles schön selbstzweckhaft und von Hand getrickst.



Kontra:
Ja, Selbstzweck ist ja auch der Kern der Exploitation, was ja ins Deutsche übersetzt Ausbeutung bedeutet.
Und der Film beutet die Jugoslawen ja richtig schön geschmacklos in seiner primitiv einseitigen Darstellung als Horrorgestalten aus.
Hier sind sie alle zahnlose Lumpenhunde und ungewaschenes, unheimliches Bauernpack.

Pro:
Aber Xenophobie war schon immer ein Stilmittel des Horrorfilms.
Ob nun die unfreundlichen Eingeborenen in “King Kong”, mörderische Rednecks in “Beim Sterben ist jeder der Erste” und “Die letzten Amerikaner”, oder eben rückständige Osteuropäer.
Der Film (nicht nur das Horrorgenre) bediente schon immer allerlei Ängsten und nutzte sie für seine Zwecke.  Das war früher so, ist es heute noch und wird es in Zukunft sein.

Kontra:
Die Besetzung besteht aus talentfreien Unbekannten und die Figuren sind absolut profillose Pappkameraden aus der Holzschnittkiste.

Pro:
Na, Bo Svenson (“Thunder”, “Overkill - Durch die Hölle zur Ewigkeit” u.v.m) ist ja mal ganz sicher kein Unbekannter.
Und das alle Figuren Profillos sind, dürfte in so einem wüsten Fantasy-Horror-Mischmasch, um einen “vom Satan besessenen Zug”, der sowieso hauptsächlich auf WTF-Momente und Gekröse setzt, nicht weiter schwer ins Gewicht fallen.
Zudem sind die darstellerischen Leistungen aller Beteiligten für einen solchen Italo-Schmodder absolut akzeptabel. Da ist man aus dieser Zeit und Schublade weit (weit!) Schlimmeres gewohnt.

Kontra:
Die Film-Musik klingt, wie das Konserven-Gedudel aus den ganzen Filmirage-Schinken.
Und der Film hat rein gar nichts mit “Beyond the Door” 1 & 2 zu tun, obwohl er doch “Beyond the Door 3” im Original heißt.


Pro:
Nein, der Film hat (inhaltlich) nichts mit “Vom Satan gezeugt” und noch weniger mit “Schock” (wie die Filme auf Deutsch heißen) gemein; außer vielleicht die Besessenheits-Thematik.
Die “Beyond the Door”-Reihe ist ein reines Titel-Fabrikat für den US-Markt, wie es seinerzeit üblich war. Da wurden aus italienischen Filmen Reihen für die USA gebastelt, und aus US-Filmen bastelten sich die Italiener (und nicht nur die, siehe “Karate Tiger”) ihre Franchises.
Was die Musik betrifft: Ja, stimmt, die klingt tatsächlich dem Synthie-Score aus “Beyond Darkness”, “Troll 2”, “Killing Bird Raptors” usw. verdächtig ähnlich. Man muß aber auch sagen, dass der Score mitunter noch das Beste an diesen Gurken war und auch im Fall von “Amok Train” zur düsteren Stimmung beiträgt. 

ZUSAMMENGEFASST:
Auch wenn der sehr kompetent umgesetzte “Amok Train” bierernst, finster und blutrünstig daherkommt: ist er vor allen Dingen eines: Ein grandios behämmerter und total abgefahrener Italo-Trash-Klopper erster Güte.


Zensurhintergründe:
Der Film erschien auf VHS minimal geschnitten mit FSK:ab18-Freigabe und landete so von 1991 bis 2016 auf dem Index (Liste A).


Mittlerweile gibt es ihn ungeprüft und ungeschnitten auf DVD und Blu Ray.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen